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Informationen zu Komposition und Maltechnik

 

In der Maltechnik werden die Flächen und damit die Farbwirkung betont. Jede Farbe soll innerhalb einer Fläche zur Geltung kommen. Es gibt daher nur selten fließende Übergänge zwischen unterschiedlichen Tönen. Eine ganz besondere Wirkung sowohl der Aquarelle auf Karton wie auch der Acrylbilder geht dabei von den weich gearbeiteten Flächenbegrenzungen

aus. Diese Malweise, die die Bilder oft 'unscharf' erscheinen läßt, macht den Kern der Bildwirkung aus und bestimmt so ganz wesentlich deren Flair mit, so, als ob die Farben über den Arbeiten gleichsam schweben. Verwandte Komplementärkontraste bilden

die Grundstruktur der meisten Farbklänge. Grün wird nicht mit seinem genauen Komplement Rot komponiert, sondern mit Violett und Orange, die beide Rot enthalten. Ein Indigoblau wird nicht mit Orange, seiner eigentlichen Komplementärfarbe, sondern mit einem Englischrot, das nur noch einen Stich ins Orange hat, kombiniert. Ein leuchtendes Gelb steht neben einem Blau und Grün, beides Farben, die mit dem Violett nur das Blau teilen.

Perspektivische Linien, Farbperspektive und das Vor und Dahinter von Landschaftselementen geben der durch die Konturierung verstärkten Flächigkeit der Darstellung Tiefe zurück. Auch bei den Aquarellen auf Japanpapier besteht diese weiche Wirkung. Sie wird hier nicht durch Weicharbeiten der Ränder erreicht (was das Material verbietet), sondern durch wässeriges Malen auf trockenem Papier (und Zwischentrocknen). Die Intensität der Farbe ist, wie auch bei der Malerei mit Öl und Acryl, Ergebnis zahlreicher übereinanderliegender Lasuren, die die Farbe aus der Tiefe heraus leuchten lassen. und nie die Bilder draußen 'vor der Landschaft' entstehen, und die Zeichnungen nur die erlebte Landschaftsform, selten aber bestimmte Gegebenheiten (Wetter, Tageszeit usw.) wiedergeben, ergibt sich eine Zäsur bis zu zwei Jahren zwischen Skizze und Ausführung. Wie es dort ist oder war, spielt dann beim Malprozeß im Atelier keine Rolle mehr. Sicher, das Motiv muß als Möglichkeit für ein Bild gesehen und in der Zeichnung kompositorischen Gesichtspunkten (Bildausschnitt und dargestellte Landschaftselemente) entsprechend festgehalten werden.

 Die Zeichnung stimmt zudem selten mit der Endfassung des gemalten Bildes überein. Sie wird im Hinblick auf die endgültige Form überdacht: Ist die Baumgruppe dort hinsichtlich der Bildkomposition notwendig? Muß das Haus nicht etwas nach links versetzt werden? Ist die Fläche im Vordergrund ausreichend gestaltet? Während des Zeichnens werden auch keine Notizen über Farbwerte gemacht. Für die farbliche Ausgestaltung bleibt somit alles offen. Erst im Atelier wird zu einer Zeichnung ein Farbklang von zwei bis drei Farben entworfen, der die wesentlichen Elemente des Bildes überzeugend zur Geltung zu bringen vermag und, falls notwendig, beim Malen modifiziert wird.

Die verwendeten Farben verlangen - je nach Malgrund - eine auf sie zugeschnittene Maltechnik. Die Wirkung der Bilder hängt ganz von diesen Elementen ab.

Durchaus noch aquarelltypisch sind die Aquarelle auf Japanpapier, wenn auch die Intensität der Farbe stärker hervortritt als bei dem im allgemeinen eher blassen Charakter von Aquarellen auf Aquarellkarton. Die Aquarellfarbe zieht bei

der hier verwendeten Papiersorte, falls sie wäßrig genug ist, die Farbfläche unregelmäßig begrenzend, in die noch trockene Fläche ein. Auf die typische, dünne und glatte Linie, die Farbflächen beim klassischen Aquarell auf Aquarellkarton umgrenzt, wird verzichtet. Ein häufiges Lasieren auf das immer wieder getrocknete Japan vertieft die Farbwirkung.

Die Offenheit der Formen an ihren Rändern findet ihre Ergänzung innerhalb der Fläche durch ungleichmäßige Farbschattierungen als Ergebnis der Lasuren. Zudem tritt eine feine Faltenstruktur des Papiers hinzu, die die Fläche formunterstützend wie formübergreifend belebt, sowie den Aquarellen eine körperhafte Komponente verleiht.

So kommt es zu farbintensiven, nicht aber bunten Aquarellen, die das Motiv darstellen, ohne es auf klare Grenzen zu beschränken. Die Bilder erscheinen dadurch schwebend - unkonkret. Sie öffnen Fenster in landschaftliche Atmosphären und laden den Betrachter ein zum Verweilen dort im Blick auf Weite, Ruhe und Bewegung. Sie lassen ihn eintauchen in Zeitlosigkeit, mit Raum für ihn und seine Gedanken.-

Die Aquarell-Arbeiten auf grauem Karton müssen strenggenommen - wenn die Farbart über deren Gattung der Malerei entscheidet - auch als 'Aquarelle' bezeichnet werden. Nur Bildteile, die hell werden sollen (wie Himmel, Wasser u.ä.) werden mit Kaseinfarbe oder Gouache vorgearbeitet. Darüber kommen dann wieder - wie bei der Gestaltung des Japanpapiers - zahlreiche Aquarellasuren, die mit der Zeit den endgültigen Farbton entstehen lassen. Die verwendete Farbe ist also auch hier im wesentlichen Aquarellfarbe, nur, daß Gouache oder Kaseinfarbe an manchen Stellen die Untermalung bilden.

Die Wirkung eines solchen Vorgehens zusammen mit dem stark saugenden Malgrund erinnert aber in keiner Weise mehr an das Aquarell. Von Zartheit und Transparenz ist nichts mehr zu spüren. Farben von unaufdringlichem Ton, aber seltsamer Intensität, die auch noch aus dunklen Tönen heraus leuchten, bestimmen die Bilder. Sie wirken zunächst klarer, deutlicher als die Japanpapieraquarelle - nicht zuletzt Folge der Konturierung vieler Bildelemente. Die umgrenzenden Linien aber sind dann, obwohl sie Grenzen schaffen, weich gearbeitet worden. Sie umschreiben die Linie zwischen zwei Farbfeldern eher, als diese besonders deutlich vorzuheben.

Es ergibt sich hier, wie schon bei den Japanpapierarbeiten, eine Offenheit, die dazu verführt, mit dem Blick länger auf dem Bild zu verweilen, als die wenigen dort vorhandenen Formen erwarten lassen. Weiche Kontur und herbe Farbigkeit geben so dieser Gattung von Bild einen ganz besonderen ästhetischen Reiz. Eine Eigenständigkeit wird man diesen, wie auch den in Acryl und Öl gemalten Arbeiten schwer absprechen können.-

Der Wunsch nach Darstellungen in größerem Format macht ein Arbeiten mit Aquarellfarbe mühseliger, besonders im Hinblick auf die Notwendigkeit häufiger Lasuren. Der Acrylfarbe wird der Vorzug vor der sehr viel länger "naß" bleibenden Ölfarbe gegeben. Da die Farbe im unverdünnten Zustand deckt, ist die Frage nach dem Malgrund eher sekundärer Natur.

Die Schwierigkeiten beim Malen mit Acrylfarbe liegen genau entgegengesetzt zum Arbeiten mit Aquarellfarbe. Trocknet diese heller auf, als sie im Naßzustand erscheint, so dunkeln die verwendeten Acryldispersionen beim Trockenwerden um einiges nach. Das Weicharbeiten der Konturen wird durch die Schnelligkeit des Trockenvorgangs und die Wasserunlöslichkeit von getrocknetem Acryl erschwert. Die Körperhaftigkeit der unverdünnt aufgetragenen Farbe dagegen betont am deutlichsten das malerische Element. Auch bei diesem, mit Wasser vermalbaren Material, sind Lasuren gut möglich. Sie können den Flächen eine Farbrichtung, nicht aber die intensive Leuchtkraft des Aquarells geben. So kommt der richtigen Wahl der unverdünnten Farbe eine besondere Bedeutung zu.

Mit Beginn der neunziger Jahre sind Sperrholz und Hartfaserplatten als Malgrund immer stärker in den Vordergrund getreten. Hier sind der bevorzugte saugende Malgrund und seine Strukturhaftigkeit in

Form von Holzmaserung oder Preßraster Gründe für die Auswahl als Bildträger. Vor allem die Holzmaserung kann gut in die Komposition mit eingearbeitet werden. Zum Teil wirkt aber auch ihre Form als feine Binnenstruktur bildgestaltend in größeren Flächen.

Die meist lasierende Verwendung von wasservermalbarer Ölfarbe und die teilweise Einarbeitung von Ölpastellen rundet die Arbeit an den Bildern der letzten Jahre ab, so daß die meisten von ihnen als Mischtechniken anzusehen sind.

 

 

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